REBECCA EGELING

Kultur ist Programm

Ihre Wurzeln liegen im Tanz – doch ihre künstlerische Laufbahn hat Rebecca Egeling nie als geradlinigen Weg verstanden. Bühnentanz, Dramaturgie, freie Szene – jede Station diente ihr dazu, Perspektiven zu verändern, Horizonte zu erweitern und neue Formen der Kulturarbeit zu entwickeln. Nach Jahren als Intendantin in ihrer Heimatstadt Lüdenscheid gestaltet sie seit fast einem Jahr als Programmleiterin im Kulturamt Bielefeld das kulturelle Leben der Stadt mit. Ihre Erfahrung und ihre Lust auf neue Perspektiven bringt sie ebenso ein wie ihre Leidenschaft für eine lebendige Kulturszene.

Die ersten Monate in Bielefeld nutzte sie, um das Terrain zu erkunden: Eigenveranstaltungen wie „Mittwochskonzerte Musikkulturen“, „Jazz im Waldhof“, das Tanzfestival, das Sommertheater, die Songnächte, RadKulTour und Wackelpeter. „Das Tanzfestival liegt mir dabei besonders am Herzen“, sagt die 44-Jährige, „Schon während meines Studiums war es jedem in der Szene ein Begriff – neben Wien. Jetzt ist die Frage: Wie entwickeln wir es weiter? Es braucht Strategien, um das Tanzfestival für die Zukunft aufzustellen – und eine gesicherte Finanzierung.“

Dass der Tanz für Rebecca Egeling zum beruflichen Türöffner wurde, verdankt sie einem mehrmonatigen Schüleraustausch in Frankreich. Ihre französische Austauschschülerin, studierte Bühnentanz. „Durch meine Tanzerfahrung konnte ich im Konservatorium mittrainieren“, wirft sie einen Blick zurück. Dort, in der Bibliothek des Konservatoriums, stieß sie dann in einem deutschen Tanzmagazin auf einen Artikel über Pina Bausch, der sie umhaute. „Plötzlich war da eine Welt, die alles verband: Bewegung, Ausdruck, Erzählung“, erzählt sie. Der Wunsch Bühnentänzerin zu werden, war geboren. Wieder zuhause angekommen, recherchierte sie die Möglichkeiten. In Essen bestand die Option parallel zum Abitur eine Tanzausbildung zu absolvieren. Eine Idee, die der Folkwang Hochschule entspringt. Von Lüdenscheid pendelte sie fortan jeden Samstag mit dem Zug nach Essen, um sich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten – und erhielt einen Platz. 17 Jahre jung zog sie in eine WG und nach erfolgreichem Abschluss weiter gen Frankfurt am Main, wo sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Bühnentanz studierte und dem legendären Choreografen William Forsythe begegnete. „Er war eine Choreographen Legende. Ich durfte sogar beim Frankfurter Ballett mittrainieren. Eine prägende Zeit“, erinnert sie sich.

Doch Stillstand war nie ihre Sache. Sie wechselte nach Gießen, um bei Heiner Goebbels Angewandte Theaterwissenschaft zu studieren – „die Talentschmiede für Theatermacher*innen“. Ihre erste Stelle führte sie als Dramaturgin an das Staatstheater Braunschweig, wo sie ein kleines Tanzfestival betreute – „zu dem wir Tanzkompagnien aus ganz Deutschland eingeladen haben“ – und erste Förderanträge schrieb. Eric Gauthier von Gauthier Dance, den sie damals kennenlernte, warb sie als Tanzdramaturgin an das Theaterhaus Stuttgart ab, um die Marke international zu etablieren. „Heute tourt Gauthier Dance weltweit“, freut sich Rebecca Egeling, die sich schließlich selbstständig machte und als Produktionsleiterin sowie im Bereich Regie, Choreografie und Dramaturgie tätig war. „Auch dadurch fühle ich mich der freien Szene sehr verbunden“, so Rebecca Egeling.

In ihrer Heimatstadt Lüdenscheid übernahm sie schließlich – nachdem sie eine Weiterbildung im Bereich Kulturmanagement an der pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg absolvierte – die Intendanz. Vor allem aber suchte sie nach Lösungen für die kulturelle Landschaft in der Stadt. Sie gründete die Tanzkompanie „Unruheständler“ – sorgte damit für die Präsenz von Tanz in der Stadt –, initiierte Kooperationen mit Schulen und setzte neue Akzente in der kulturellen Bildung. In dieser Zeit wurde auch ihr Sohn geboren – eine Phase, in der sie erlebte, wie sich Familie und Beruf vereinbaren lassen. „Das Tanzen selbst habe ich nie vermisst“, sagt sie, „aber Kultur als Ganzes zu gestalten, Strukturen zu verändern und Netzwerke zu knüpfen – das ist meine Leidenschaft. Für das Kulturprogramm gilt das auch in Bielefeld.“

Genau diese Haltung prägt nun ihre Arbeit. Sie will Ansprechpartnerin für die freie Szene sein, deren Anforderungen an ein Kulturamt heute andere sind als vor zehn Jahren. Neue Formate wie eine Marketingsprechstunde für freie Kulturschaffende sollen jetzt neue Wege weisen und die freie Szene stärken. Pro Woche gibt es sechs Termine, die über den Newsletter des Kulturamtes und online abrufbar sind. „Wir bieten auch Fortbildungen an, maßgeschneidert und abgestimmt auf die individuellen Bedarfe. Das ist mir ein echtes Anliegen“, betont Rebecca Egeling mit Blick auf das breite Spektrum von Akteur*innen und Initiativen der freien Szene: Theater, Museen, Galerien und diverse kulturelle Initiativen bis hin zu Kunstvereinen und Künstler*innen-Verbänden.

Als neue Programmleiterin rückt sie auch die unterschiedlichen Veranstaltungsformate des Kulturamts in den Fokus. „Sie sind erfolgreich und gut besucht. Wir machen aus einem städtischen Euro drei“, betont sie und verweist auf das Sponsoring-Konzept des Kulturamts. Positiv hat sich zum Beispiel das diesjährige Tanzfestival entwickelt, das mit mehr als 1.000 Buchungen das Vor-Corona-Niveau erreichte. „Die Herausforderung besteht für uns jedoch darin, berechtigte Wünsche aufzugreifen, das Programm bei gleichen Mitteln weiterzuführen und parallel eine Weiterentwicklung – nicht nur des Tanzfestivals – voranzutreiben. Sie weiß, dass das Bielefelder Publikum aufmerksam ist und Veränderungen registriert. „Wenn 2025 statt drei nur ein Konzert im Waldhof stattfindet, fällt das auf“, sagt sie. Umso wichtiger sei es, Prioritäten zu setzen und zugleich neue Impulse zu geben.

Begegnungen und Netzwerke sind ihr wichtig. So holt sie für den Kulturwinter 2025/2026 etwa den Bielefelder Musiker Eren Aksahin, der Weltmusik am Konservatorium Rotterdam studiert hat, für die Mittwochskonzerte in die Rudolf-Oetker-Halle. Ein weiteres Beispiel, wie die Arbeit des Kulturamts mit der freien Szene Hand-in-Hand gehen kann, ist das Bielefelder Trio „Bonsai“, die kleinste Brass Band der Welt. „Wir waren total begeistert von ihrem Auftritt bei der RadKulTour – mit 22 Kilometern die längste Bühne Bielefelds – und haben die Gruppe für Jazz im Waldhof eingeladen“, erzählt Rebecca Egeling, die die Programmgestaltung bewegt – immer auf der Suche nach der nächsten gelungenen Verbindung von Kultur und Stadtgesellschaft.

Hall of Fame-Hier darf gesprüht werden!


Darauf haben die Vereinsmitglieder von hoch2 fast sieben Jahre hingearbeitet: eine Hall of Fame für Graffiti-Kunst an einem zentralen Ort in Bielefeld.

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HYBRIDE MALEREI IN POSTDIGITALEN ZEITEN. UNTER DIESEM TITEL WIDMET SICH DIE UMFANGREICHE GRUPPENAUSSTELLUNG DER POSTDIGITALEN MALEREI.

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