HERZENSSACHE ANGEWANDTE KUNST

Dr. Elisabeth Schwarm

MANCHE NENNEN ES KUNSTGEWERBE, SIE SELBST SPRICHT LIEBER VON ANGEWANDTER KUNST. SO ODER SO: IHR HERZ SCHLÄGT FÜR GENAU DAS, WAS DIE SAMMLUNG DES HAUSES AUSMACHT: VON TAFELSILBER UND PORZELLAN ÜBER GLASKUNST BIS HIN ZU MÖBELN. DA IST ES KEIN WUNDER, DASS DR. ELISABETH SCHWARM DAS MUSEUM HUELSMANN BEREITS GUT KANNTE, ALS SIE IM APRIL 2021 DESSEN LEITUNG ÜBERNAHM.

„Ein einzelnes Lieblingsstück habe ich nicht, aber mein Herz schlägt für den sächsischen Serpentinit. Wir haben einige wenige Stücke, die aus dem sogenannten sächsischen Marmor gefertigt wurden.

Auch der kleine Bestand von türkischer Keramik aus Iznik mit wunderschönem Blumendekor gefällt mir sehr.“

„Schon lange bevor ich die Ausschreibung für die Stelle entdeckte, bin ich um das Museum gekreist“, lacht die promovierte Kunsthistorikerin. Als Besucherin, aber auch durch persönliche Kontakte. Bereits während ihrer Studienzeit begegnete sie ihrer Vorgängerin Dr. Hildegard Wiewelhove. Und als Elisabeth Schwarm Anfang der 90er als Volontärin beim Grünen Gewölbe in Dresden begann, wurde das von Dirk Syndram geleitet. Der wiederum war zuvor Leiter der Kunstgewerbesammlung der Stadt Bielefeld/Stiftung Huelsmann.
Ihre Leidenschaft für Kunst und Kultur datiert allerdings noch weiter zurück. „Ich komme zwar nicht aus einer museumsaffinen Familie, aber aus einer sehr kreativen“, so die Kunsthistorikerin, die ihre Begeisterung für Ausstellungen in den 80ern entdeckte. „Das war eine unheimlich spannende Zeit und es gab richtige ‚Blockbuster‘ wie Macke in Münster, Monet in Basel oder die Ausstellung ‚Von hier aus‘ mit neuer deutscher Kunst in Düsseldorf.“ Große Namen locken das Publikum einerseits auch heute noch, andererseits haben sich die Ansprüche sehr verändert. „In den 80ern haben die Museen ihre Ausstellungen einfach selbst gemacht, da hat sich niemand einen Gestalter geholt“, erinnert sich Dr. Elisabeth Schwarm, die im Laufe ihres Berufsweges viele Neukonzeptionen erlebt und begleitet hat.
„Heute braucht es nicht nur spannende Objekte, sondern ein Erlebnis. Das ganze Umfeld muss stimmen. Deutschland hat sehr viele Museen, es gibt wahnsinnig viel zu schauen. Dort sichtbar zu sein, ist eine Herausforderung.“

Genau der möchte sich die Museumsleiterin stellen und so neben dem Stammpublikum neue Besucherschichten erreichen. „Wie das Museum Huelsmann eingerichtet ist, ist auch ein Spiegel der Zeitgeschichte. Als es 1995 eröffnet wurde, entsprach das dem Stand der Dinge, die Präsentation der Dauerausstellung in Vitrinen war damals spektakulär.“
Nach über 25 Jahren ist es jetzt an der Zeit für eine Überarbeitung der Dauerausstellung. „Wir ziehen gerade alle Register“, lacht Dr. Elisabeth Schwarm, die sich über die große Unterstützung, etwa durch den engagierten Förderkreis, freut. „Aber das ist eine große Aufgabe und wir stehen noch ganz am Anfang.“ Eines ihrer Ziele: Noch mehr als bisher auf die Vermittlung und Bildung zu setzen und noch mehr Kinder und Jugendliche zu erreichen.
„Dafür fehlt uns momentan aber der Raum, den würde sich das ganze Team wünschen.“ Im Hinblick auf das Thema „Inklusion“ wäre ihr Traum ein gemeinsamer Eingang für alle – bislang müssen Rollstuhlfahrer den Hintereingang nutzen.
Überhaupt sind es viele große und kleine Details, die das Museumserlebnis rund machen. Die neue, stimmigere Bepflanzung an der Direktorenvilla jedenfalls steht schon. Alles andere wird ebenfalls wachsen.
www.museumhuelsmann.de

Text + Foto: Stefanie Gomoll

DIGITALE SPUREN


DURCH DIE PANDEMIE ENTWICKELTEN SICH KUNST UND KULTUR IMMER MEHR ZUM DIGITALEN ERLEBNIS. MUSEEN, THEATER, KONZERTSÄLE, OPERNHÄUSER UND MUSIKER*INNEN – ALLE STARTETEN DIGITAL DURCH, UM DAS PUBLIKUM AUF DEM SOFA ZUHAUSE ZU ERREICHEN. WAS BLEIBT DAVON UND SIND AUCH KÜNFTIG HYBRIDVERANSTALTUNGEN AUS ANALOG UND DIGITAL DENKBAR? WIR HABEN AGNETHA JAUNICH UND DIRK REHLMEYER NACH IHREN ERFAHRUNGEN UND EINSCHÄTZUNGEN GEFRAGT.

PAINT


MIT EINER INTERNATIONALEN AUSSTELLUNGSKOOPERATION PRÄSENTIERT DIE KUNSTHALLE BIELEFELD EINE UMFANGREICHE, GLOBALE SCHAU.

jamel sghaier


Wir sitzen in seinem Garten, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Immer wieder schweift sein Blick in die Natur. Für den 64-jährigen ist Kunst eine ganzheitliche und dabei sehr persönliche Erfahrung. Eine, die er am Ende des Prozesses teilt, wenn er mit seiner Kunst in die Öffentlichkeit geht. „dann wird daraus eine kollektive Erfahrung“, erklärt Jamel Sghaier.

Ausgesprochen unaussprechlich


ALLE, DIE TEXTE FORMULIEREN, MERKEN SEIT GERAUMER ZEIT, DASS SICH IHR ARBEITSMATERIAL, IHR ZENTRALER WERKSTOFF SPÜRBAR ÄNDERT: DIE SPRACHE.