Die Kulturstadt von morgen

„IM MOMENT IST KULTUR DURCH CORONA GEPRÄGT, DENNOCH GEHT ES DARUM, DIE WELT WEITERZUDENKEN UND VISIONEN VON EINER KULTURELLEN ZUKUNFT ZU ENTWICKELN“, ERKLÄRT JOHANNA TROCKELS, GESCHÄFTSFÜHRERIN DES KULTURENTWICKLUNGSKONZEPTS. DOCH WO STEHT DIE KULTURSTADT BIELEFELD? WELCHE ANGEBOTE WÜRDEN DIE KULTURSTADT WEITERBRINGEN? WELCHE VISIONEN GIBT ES? AUF DIESE FRAGEN ANTWORTEN ZU FINDEN, IST DAS ZIEL DER 2. KULTURENTWICKLUNGSPLANUNG FÜR DEN ZEITRAUM BIS 2030. DABEI SETZT DAS KULTURDEZERNAT GANZ BEWUSST AUF EINE BREITE BETEILIGUNG UND MÖGLICHST VIELE STIMMEN AUS DER STADTGESELLSCHAFT. „NUR SO IST EINE KREATIVE, NACHHALTIGE UND FUNDIERTE KONZEPTION FÜR DIE KULTURSTADT DER ZUKUNFT MÖGLICH“, BETONT DIE GESCHÄFTSFÜHRERIN DES KULTURENTWICKLUNGSKONZEPTS.

Der Kulturentwicklungsplan ist ein strategisches Instrument, um die Kulturentwicklung in Bielefeld voranzubringen. Nüchtern betrachtet. In der praktischen Umsetzung setzt das Kulturdezernat allerdings auf kreative Tools. „Schließlich geht es darum, den Nährboden für Kreativität in Bielefeld zusammenzubringen“, erklärt Johanna Trockels. Und so konnten alle Bielefelderinnen bis Ende Februar 2021 ihre Ideen, Wünsche und Anregungen in der Digitalen KulturBar einbringen und sich auf Wunsch für eine längerfristige Mitarbeit melden. Das Mitmach-Format bildete, Corona-bedingt digital organisiert, den Auftakt der 2. Bielefelder Kulturentwicklungsplanung. Gesucht wurden „Ideen für die Kulturstadt von morgen“. „Es haben sich viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Stadtgesellschaft eingebracht. Sie kommen u. a. aus Wissenschaft, Stadtplanung, aus Kulturinstitutionen, Jugendarbeit, Hochschulen oder Wirtschaft. Und es gab zu allen Themen gute Impulse“, freut sich die 41-Jährige über den gelungenen Start.

Die sechs Zukunftsthemen der Bielefelder Kulturentwicklung wurden im kleinen Kreis im Kulturdezernat vorgedacht. „Dieser pragmatische Ansatz diente dazu, einen ersten inhaltlichen Rahmen zu bieten, der weitergedacht werden kann“, so die Beauftragte für die Kulturentwicklungsplanung im Kulturamt. „Inzwischen sind wir einen Schritt weiter und beschäftigen uns in den einzelnen Teilprojekten mit den inhaltlichen Fragen.“ In kleinen Thinktanks wird zurzeit in den sechs Themenfeldern „Kulturräume“, „Wege der Digitalisierung“, „Kultur der Vielfalt“, „Gesellschaftliche Verantwortung“, „Netzwerk der Kreativen“ sowie „Struktureller Wandel“ gearbeitet. „In den Teilprojekten geht es um die Zukunftsthemen der Kulturstadt Bielefeld. Geleitet wird jedes von einem Tandem, einer Vertretung aus der kommunalen Kultur und einer aus der freien Szene, die in Absprache mit dem Kulturpa©t benannt wurden“, so Johanna Trockels. Über die Digitale KulturBar hatten sich – mitten im Lockdown – über 100 Bielefelderinnen als Mitdenkerinnen für die Arbeitsgruppen gemeldet. „Ziel war es, die Gruppen möglichst heterogen zu besetzen, um möglichst viele Perspektiven einzubinden“, macht Johanna Trockels deutlich. Bis Ende 2022 sollen in den einzelnen Projektgruppen die Grundlagen für das zweite Kulturentwicklungskonzept erarbeitet werden. Beim Themenfeld Kulturräume geht es um die Art von Kulturräumen, die die Gesellschaft braucht, aber auch um Kultur in den Stadtteilen. Das zweite Teilprojekt setzt sich mit der Digitalisierung auseinander. „Die Entwicklung ist rasant, es entstehen Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten für die Kultur“, unterstreicht die Kulturentwicklerin. Im dritten Teilprojekt, „Kultur der Vielfalt“, geht es schließlich um einen immer offensichtlicheren Aspekt: Unsere Gesellschaft wird zusehends vielfältiger. Auch in Bielefeld. Daher besteht die Aufgabe einer Kulturstadt darin, Möglichkeiten für alle Bewohnerinnen zu bieten und diese Vielfalt auch zu spiegeln.

Mit „Gesellschaftlicher Verantwortung“ ist das vierte Teilprojekt überschrieben. Schließlich sind auch Demokratie, Klima oder Globalisierung wichtige Zukunftsthemen für die Kultur. Beim fünften Themenfeld dreht sich inhaltlich alles um die Netzwerke der Kreativen. „In Bielefeld existieren bereits viele Netzwerke innerhalb der Kulturszene, aber auch zu anderen gesellschaftlichen Akteuren. Doch die Frage ist, wie diese die Kulturstadt zukünftig weiterbringen können“, erklärt die 41-Jährige. Mit dem „Strukturellen Wandel“ in der Kultur setzen sich die Akteurinnen des sechsten Teilprojekts auseinander. Da Generationenwandel oder auch neue Arbeits- und Finanzierungsmodelle das Arbeitsfeld enorm verändern, stellt sich die Frage, wie das Arbeitsfeld Kultur von morgen aussehen kann.

„Die Gruppen haben sich inzwischen gefunden, arbeiten autonom, mit einer ganz eigenen Dynamik und suchen sich ihren eigenen Weg“, bringt die Kulturentwicklerin die Arbeitsweise der sechs Projekte auf den Punkt. Einige planen bereits öffentliche Veranstaltungen mit Expertenvorträgen. „Ein gemeinsamer, großer Termin soll dann voraussichtlich im Frühjahr 2022 stattfinden, um den Bielefelderinnen den Zwischenstand zu präsentieren“, sagt Johanna Trockels, der es eine Herzensangelegenheit ist, aus den spannenden inhaltlichen Ansätzen tragfähige neue Strukturen zu entwickeln. Wichtig ist ihr dabei, dass es neben der Hochkultur Platz für die Nischenkultur, niedrigschwellige Kulturangebote und kollaborative Formate gibt. „Lebendig, kreativ und vielfältig geprägt“, so sieht Johanna Trockels Vision einer Kulturstadt der Zukunft aus.

Netzwerk der Kreativen

Dr. Katja Bartlakowski

„ICH HÄTTE MIR VIELE TEILPROJEKTE VORSTELLEN KÖNNEN, ABER ‚NETZWERK DER KREATIVEN‘ STAND GANZ OBEN AUF MEINER PRIORITÄTENLISTE“, ERKLÄRT KATJA BARTLAKOWSKI. „DIE SPARTENÜBERGREIFENDE KOOPERATION VON FREIER KULTURSZENE, BILDUNG, STADTVERWALTUNG UND KREATIVWIRTSCHAFT IST DIE BASIS, UM KULTUR NACHHALTIG IN DER STADTGESELLSCHAFT ZU STÄRKEN.“ GEMEINSAM MIT NIKE SCHMITKA, SÄNGERIN UND INITIATORIN DES KLANG!FESTIVAL BIELEFELD E.V., BILDET DIE DIREKTORIN DER STADTBIBLIOTHEK BIELEFELD DIE DOPPELSPITZE FÜR DAS THEMENFELD. ES IST EINES VON INSGESAMT SECHS ENTWICKLUNGSTHEMEN, IN DENEN IM RAHMEN DES 2. KULTURENTWICKLUNGSPLANS SINNVOLLE UND NACHHALTIGE PERSPEKTIVEN FÜR DIE KULTURSTADT DER ZUKUNFT ENTWICKELT WERDEN.

Nike Schmitka

Ich wurde vom Bielefelder Kulturpa©t, dem Zusammenschluss freier Kulturschaffender, angesprochen, ob ich Lust und Zeit hätte, mitzumachen“, erzählt Nike Schmitka. Sie sagte zu, da „Netzwerke der Kreativen definitiv ein spannendes Thema ist“ und sich jedes Leitungsteam aus einer institutionell gebundenen und eine/r Akteurin aus der freie Kulturszene zusammensetzt. Mit im Boot ist eine Gruppe von 16 Akteurinnen, die an dem Thema mitarbeitet. Sie kommen aus Bereichen wie Bildung, Kultur, Verwaltung, Kreativwirtschaft. „Wir sind relativ paritätisch besetzt“, so Katja Bartlakowski. Mit ihrer Arbeitsgruppe beschäftigt sich das Leitungsteam u. a. auch damit, welche Netzwerke die kreative Stadt weiter nach vorn bringen und welche Potenziale in der Vernetzung von Kultur und Hochschul- bzw. Wissenschaftsstadt liegen. Auch die Frage, welche Netzwerke Kultur nachhaltig in den verschiedenen gesellschaftlichen und sozialen Kontexten der Stadt verankern können, ist eine essentielle.

„Im ersten Schritt führen wir zurzeit Interviews durch, um herauszufinden, welche individuellen Netzwerke bestehen, wie die Beziehungen zueinander sind und welche Hürden in der Kooperation bestehen“, erklärt Katja Bartlakowski die Vorgehensweise. Mithilfe eines Analysetools werden die erhobenen Daten schließlich ausgewertet, um Knoten und Kanten zu identifizieren, und um weitere Ableitungen zu treffen. Vier Workshops im Plenum, in denen die Auswertungsergebnisse aus der Netzwerkanalyse schließlich diskutiert werden, sollen folgen. „Wir wollen das Projekt mit vielen Menschen entwickeln, um viele Ideen zusammenzubringen“, beschreibt Nike Schmitka die Intention. Im Ergebnis sollen Trends für Ziele und Maßnahmen zur Entwicklung der Kulturszene abgeleitet werden. Bereits jetzt lassen sich Entwicklungsthemen aus den Bereichen Infrastruktur, Transparenz und Kommunikation ausmachen.

In der Durchführung des Projektes sieht Katja Bartlakowski auch eine persönliche Bereicherung: „Ich lerne spannende Menschen kennen, und auch für die Stadtbibliothek ergibt sich die ein oder andere schöne Idee.“ „Kooperationen bereichern immer“, findet auch Nike Schmitka. „Sich mit dem eigenen Kulturschaffen in einem Netzwerk zu verorten, das ist hilfreich. Bielefeld ist eine aktive Stadt mit einem großen Spektrum künstlerischen Schaffens. Dies mehr zu vernetzen, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und dadurch mehr Bielefelder*innen zu erreichen, ist das Ziel.“ Ende Mai 2021 ist das Tandem mit seiner Arbeitsgruppe an den Start gegangen. Geplant ist, bis März 2022 fertig zu sein.

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