NACHHALTIG BERATEN

Kultur für die Zukunft

KULTURVERANSTALTUNGEN UND NACHHALTIGKEIT: SEIT EINIGER ZEIT RÜCKT DIESE VERBINDUNG VERSTÄRKT INS BEWUSSTSEIN. WER EINMAL DIE TYPISCHEN MÜLLBERGE NACH EINEM FESTIVAL GESEHEN HAT, VERSTEHT WARUM. DAS 1988 GEGRÜNDETE KULTURBÜRO IM WELTHAUS BIELEFELD E. V. STELLT SICH SEINER SOZIALEN UND ÖKOLOGISCHEN VERANTWORTUNG SCHON VON ANFANG AN. VON DER LANGJÄHRIGEN EXPERTISE PROFITIERT JETZT AUCH DIE LOKALE KULTURSZENE.

Stephan Noltze

Im neu gegründeten Beratungsbüro für nachhaltiges Veranstaltungsmanagement stehen Michael Lesemann und Stephan Noltze Veranstaltern mit Rat und Tat zur Seite. Möglich ist das durch eine Förderung der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Soziokultur, mit deren Hilfe das Beratungsbüro für zukunftsfähige Kulturarbeit zunächst bis Mitte 2025 finanziert wird. Die Verortung im Welthaus ist dabei kein Zufall. „Globale Umweltthemen bewegen uns sowieso“, sagt Stephan Noltze. Michael Lesemann fügt hinzu: „Die Menschen, die hier arbeiten, sind generell daran interessiert, die Welt ein bisschen besser zu machen. Aber auch unser Publikum war schon immer für das Thema sensibilisiert und hat selbst auf Großveranstaltungen wie dem Carnival der Kulturen wenig Müll hinterlassen.“ Ideale Voraussetzungen, um nachhaltig weiterzudenken. So, wie es seit 2015 das Fairstival vormacht, an dessen Entwicklung das Welthaus ebenfalls mitgewirkt hat. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie es sich fair und nachhaltig feiern lässt.

Michael Lesemann

Generell ist es dem Beraterteam wichtig, andere Veranstalter nicht mit hohen Ansprüchen abzuschrecken, sondern lieber mit positivem Beispiel voranzugehen. Das Thema ist schließlich komplex und niemand muss sofort alle Kriterien berücksichtigen. „Eine CO2 -neutrale Veranstaltung gibt es nicht. Man hinterlässt immer einen Fußabdruck, aber das darf nicht entmutigen. Es geht um die generelle Stoßrichtung“, unterstreicht Stephan Noltze. Ein guter erster Schritt kann es sein, bei der Verpflegung anzufangen. Hier können Veranstalter zum Beispiel auf Mehrwegkonzepte statt Plastikmüll sowie auf fair gehandelte Bioprodukte oder lokale Hersteller statt auf große Konzerne setzen. Ein Weg, den das Kulturbüro mittlerweile auch beim Catering für die Künstler*innen konsequent beschreitet. „Beim Weltnacht-Benefiz in der Oetkerhalle haben wir im letzten Jahr beschlossen, selbst die Standards zu setzen“, so Michael Lesemann. Statt individuelle Wunschlisten abzuarbeiten, gab es für alle vegane und vegetarische Lasagne in Bioqualität, Salat und Kuchen – und eine positive Resonanz. „Irgendwann wird das Portfolio dann größer“, resümiert Stephan Noltze. „Das reicht vom Ökostrom für die Bühnentechnik bis zum Spülmobil. Von fairen Gagen bis zum barrierefreien Zugang zu den Veranstaltungen.“

Michael Lesemann beobachtet, dass insbesondere in der freien Kulturszene das Bewusstsein für die eigene soziale und ökologische Verantwortung steigt. „Es gibt einen Drive in der Szene. Wir sind auf einer Insel, aber die Insel wird immer größer.“ Das zeigte sich auch am Interesse an der ersten Bielefelder Konferenz für Nachhaltigkeit in der Kulturarbeit im Februar 2023 in der Ravensberger Spinnerei. „Kultur für die Zukunft Part II“ ist übrigens bereits in Planung. „Allerdings ist jede Veranstaltung anders. Deshalb sind Workshops und Diskussionen zwar gut, aber die Einzelberatungen ebenfalls sehr zielführend“, so Stephan Noltze. Tatsächlich wird das Angebot rege angenommen. Viele Veranstalter machen sich Gedanken und kommen etwa mit Fragen nach Mülltrennung oder Lieferanten regionaler Limonaden- oder Bierproduzenten auf das Beratungsbüro zu.

Gut eingespielt ist die Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld, die selbst eine Nachhaltigkeitsstrategie hat, sowie dem Kulturamt. „Beim Festival im Vogelviertel gab es zum Beispiel ein Spülmobil und ein Mehrwegkonzept. Und wir werden die Radkultur begleiten. Das macht Spaß, denn das Kulturamt ist hoch motiviert“, freut sich Stephan Noltze. „Natürlich möchten wir auch Veranstalter überzeugen, die kommerziell ausgerichtet sind und sich beschnitten fühlen. Die beispielsweise befürchten, dass Imbiss-Stände, die ausschließlich auf Bio-Zutaten setzen, zu teuer sind“, ergänzt Michael Lesemann. „Diese Sorge möchten wir aus den Köpfen rauskriegen.“ Denn Lösungen finden sich (fast) immer, etwa in Form einer niedrigeren Standmiete. Und falls sich nachhaltige Ziele mal widersprechen – zum Beispiel Kultur in ländliche Regionen zu bringen, aber ohne Auto anzureisen –, gilt auch hier: erfinderisch sein und Wege suchen. Ein Shuttle-Bus fährt schließlich auch in die Provinz.
www.welthaus.de/kultur/nachhaltige-kultur

Text: Stefanie Gomoll
Fotos: Stefanie Gomoll, Welthaus Bielefeld

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