REINHOLD BECKMANN

Haltbar bis Ende

HELLMUTHS LYRIK IST EINE ECHTE ENTDECKUNG“, SAGT REINHOLD BECKMANN ÜBER DEN BIELEFELDER AUTOR UND LYRIKER. DER IN HAMBURG LEBENDE MUSIKER, JOURNALIST UND MODERATOR – ER WAR LANGE DAS GESICHT DER ARD-„SPORTSCHAU“ UND GASTGEBER DER GESPRÄCHSSENDUNG ‚BECKMANN‘ – HAT MIT „HALTBAR BIS ENDE“ SEIN MITTLERWEILE DRITTES ALBUM VERÖFFENTLICHT. EIN SONGTEXT STAMMT AUS DER FEDER DES BIELEFELDER AUTORS HELLMUTH OPITZ. FÜNF WEITERE DER INSGESAMT 11 TITEL HABEN DIE BEIDEN GEMEINSAM GESCHRIEBEN. JETZT KOMMT REINHOLD BECKMANN IN DIE NEUE SCHMIEDE NACH BIELEFELD.

Was an ihm am meisten verblüfft, ist die Selbstverständlichkeit des musikalischen Auftretens. Schon sein zweites Album „Freispiel“ kommt so lässig, unbefangen und zwanglos daher, dass man glauben möchte, Reinhold Beckmann mache eigentlich schon immer Musik. „Sie war schon immer mein Sehnsuchtsort – das Fernsehen ist einfach dazwischengekommen“, sagt er mit einem Lachen. Seine beiden älteren Brüder brachten die Musik der 1960er ins Haus: von Chuck Berry bis zu den Beatles. Mit 15 griff Reinhold Beckmann dann zur Gitarre, später kam das Schlagzeug dazu. Als ihn vor inzwischen zehn Jahren zwei Musiker der Ina Müller Band fragten, ob sie es nicht einfach mal gemeinsam versuchen sollten, erwischten sie einen wunden Punkt. „Ich hatte so viele Jahre die Musik in die zweite und dritte Reihe gestellt. Als ich merkte, wie gut es sich anfühlt, habe ich mein Leben umgekrempelt: Raus aus der Sportschau, raus aus der Talk-Show, ran an die Saiten. Ich genieße das jeden Tag“, erklärt Reinhold Beckmann, ein Singer-Songwriter mit Herzblut und feinem Gespür für gutes Storytelling. Charmant, nachdenklich und angenehm selbstironisch erzählt er seine Songgeschichten. Das schöne Scheitern gehört genauso dazu, wie der Blick auf die kleinen Macken des Alltags.

Dass Reinhold Beckmann und Hellmuth Opitz für „Haltbar bis Ende“ gemeinsam an den Texten für das Album gebastelt haben, ist übrigens einem Zufall zu verdanken. In einer Buchhandlung stieß Reinhold Beckmann auf dessen Lyrik und sprach Hellmuth direkt an, weil er wissen wollte, wer hinter diesen Texten steckt. „Wir haben dann schnell festgestellt, dass wir musikalisch den gleichen Hausgötzen frönen“, stellt Reinhold Beckmann fest, der Opitz Bilder mag, die manchmal beiläufig, fast alltäglich scheinen und doch so kraftvoll sind. So, wie bei dem Song „Evelyn“: „Große Kreuzung morgens um halb vier, Kehrmaschine, Nieselregen – du und ich schon wieder hier“. „Dazu kommt, dass Hellmuth weiß, dass Texte klingen müssen, wenn sie gesungen werden. Sie brauchen ihren eigenen Sound und ihren Groove“, so der Singer-Songwriter. „Reinhold hat wiederum ein feines Sensorium für Texte, er legt bei seinen Songs Wert auf klangliche Synchronität.
Der Reim ist meist durchgängig da. Klar, da schreibe ich anders als bei freien Versen. Da kann ich eher phrasieren.

Bei „Evelyn“ existierte der Melodiebogen, da musste der Text drauf passen. Bei anderen Titeln wie „Dirty Dörte“ oder „Immer nur die Schweiz“ war es umgekehrt. Immer aber ist es ein Prozess. Es braucht die Auseinandersetzung und es werden auch schon mal Zeilen oder ganze Strophen verworfen“, erzählt Hellmuth Opitz von seiner Zusammenarbeit mit dem bekannten Musiker, Journalisten und Moderator, der sich seinen forschenden, kritischen Blick durchaus bewahrt.
Wenn er gesellschaftliche und politische Themen in seinen Liedern aufgreift, tut er dies präzise und eindringlich – ohne dass er es nötig hat, mit dem moralischen Zeigefinger zu fuchteln oder mit gerecktem Mittelfinger seine Weltverachtung kundzutun. Beckmanns besondere Stärke jedoch sind die leisen, fast schon zerbrechlichen Songs. Balladen, die von großen Gefühlen erzählen, wohltuend unprätentiös und ohne jemals Gefahr zu laufen, kitschig zu sein.

Die Spielfreude jedenfalls wirkt live ungeheuer ansteckend. Zumal Reinhold Beckmann als Duo – mit Johannes Wennrich an der Gitarre – für virtuoses Gitarrenspiel steht. Oder wie es Reinhold Beckmann selbst so treffend auf den Punkt bringt: „Es ist wichtig, dass man die Musik liebt. Noch wichtiger aber ist es, dass das Publikum spürt, dass man von der Musik auch zurückgeliebt wird.“

Text: Corinna Bokermann Fotos: Steven Haberland, Helga Schöning, privat

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