Zwischen Pixel und Pigment

HYBRIDE MALEREI IN POSTDIGITALEN ZEITEN

UNTER DIESEM TITEL WIDMET SICH DIE UMFANGREICHE GRUPPENAUSSTELLUNG DER POSTDIGITALEN MALEREI. EIN THEMA, DAS DIE SCHNITTSTELLE ZWISCHEN DIGITALEN UND ANALOGEN WELTEN ERFORSCHT UND GEGENWÄRTIGE KÜNSTLERISCHE DISKURSE PRÄGT. IM GESPRÄCH VERRATEN CHRISTINA VÉGH (DIREKTORIN KUNSTHALLE BIELEFELD) UND KATHLEEN RAHN (DIREKTORIN, MARTA HERFORD) MEHR ÜBER IHRE ERSTE GEMEINSAM ENTWICKELTE UND PARALLEL IN BEIDEN MUSEEN STATTFINDENDE AUSSTELLUNG.

Wie kam es zu der Kooperation?

Kathleen Rahn: Die Ausstellung ist das erste Gemeinschaftsprojekt zwischen der Kunsthalle Bielefeld und dem Marta Herford – darauf sind wir
sehr stolz. Christina und ich kennen uns schon lange aus Hannover, und
nachdem wir beide den Sprung vom Kunstverein ins Museum gemacht
haben, ist es großartig, dass wir wieder Nachbarn sind. Christina Végh: Als Kathleen zwei Jahre nach mir nach OstwestfalenLippe kam, war sofort klar, dass wir an einer gemeinsamen Ausstellung zusammenarbeiten wollen. Der inhaltliche Dialog und Austausch ist äußerst inspirierend. Solch umfangreiche Projekte können wir nur gemeinsam realisieren und dabei auch wichtige kulturpolitische Ziele verfolgen. Kathleen Rahn: Unsere Museen sind die einzigen großen Häuser in der Region. Obwohl sie architektonisch und inhaltlich unterschiedlich ausgerichtet sind, ergänzen sie sich wunderbar. Wir decken ein breites Spektrum ab, von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst und zum Design. Beide Gebäude sind emblematisch für den Museumsbau: Die Kunsthalle Bielefeld, 1968 von Philip Johnson als Bau der Spätmoderne eröffnet, und das postmoderne Marta Herford, 2005 von Frank Gehry entworfen, mit seinen geschwungenen Formen. Christina Végh: Von Anfang an haben wir hervorragend Hand in Hand gearbeitet, unsere Teams zusammengeführt und konnten erfreulicherweise nationale Förderungen von der Kulturstiftung des Bundes erhalten. Zudem haben wir die Kunstakademie Münster als wichtigen wissenschaftlichen Projektpartner gewonnen, der ein hochkarätiges Symposium entwickelt hat.

Worum geht es in der Ausstellung?

Christina Végh: Unsere Ausstellung widmet sich der spannenden Frage, wie sich das traditionsreiche Medium der Malerei in einer digitalisierten
Welt verändert. In unserem Alltag bewegen wir uns heute ganz selbstverständlich zwischen analog und digital – und genauso hybrid ist auch die malerische Praxis.

Kathleen Rahn: Seit der digitalen Revolution sind computerbasierte Praktiken und deren Bildsprache von Malerinnen adaptiert und zur malereispezifischen Auseinandersetzung genutzt worden. Folgerichtig versammelt die Ausstellung einige „Pionierinnen“ der computerbasierten Malerei, um exemplarisch die Genese dieses Malereidiskurses zu vergegenwärtigen und in eine fluide Gegenwart zu überführen.

Christina Végh: In der Ausstellung präsentieren wir 150 Werke von 25 Künstler*innen, darunter sieben, deren Arbeiten in beiden Häusern zu sehen sind und sich inhaltlich ergänzen. Das Spektrum reicht von frühen computergestützten Arbeiten von Andy Warhol und Vera Molnar bis zu den neuesten Anwendungen künstlicher Intelligenz von Anicka Yi und Philipp Timischl. Gezeigt werden ortsspezifische Neuproduktionen ebenso wie Malerei auf Leinwand und raumgreifende Installationen.

Kathleen Rahn: Über Begriffe wie „Raum“, „Körper“, „malerische Geste” oder „Muster” werden den Besucherinnen beim Ausstellungsrundgang Themenfelder eröffnet, die seit jeher in der Malerei eine wesentliche Rolle spielen. Durch unsere postdigitale Gegenwart und die selbstverständliche Verschmelzung des Analogen und Digitalen erhalten diese Themen aktuell eine neue Relevanz im Malereidiskurs. Auf unterschiedlichste Weise setzen sich die Künstlerinnen der Ausstellung mit den Veränderungen von Bildästhetiken durch das Hybride auseinander.

Bilder Seite 38: Jacqueline Humphries, JH753JH753J|, 2023, Öl auf Leinen, Manizeh and Danny Rimer Private Collection, London, Courtesy die Künstlerin; Greene Naftali, New York; Modern Art, London; und Gisela Capitain, Köln, Foto: Simon Vogel

Spektrum – JOSEF SCHULZ


So erhält die Architektur einen skulpturalen Charakter“, sagt Josef Schulz. Der erstaunliche Effekt zeigt sich, wenn selbst Bielefelderinnen das markante Sennestadthaus nicht auf Anhieb erkennen.

KRISTALL TRÄUME


„EIN BODENSTÄNDIGER UTOPIST, DER EINE TISCHLERLEHRE MACHTE UND ZUGLEICH STERNENHIMMEL MALTE, DIE AUS EINEM HEUTIGEN SCIENCE-FICTION-FILM STAMMEN KÖNNTEN.

LAURA BASS


KULTUR NICHT NUR SELBST KONSUMIEREN, SONDERN AUCH FÜR ANDERE MENSCHEN ERLEBBAR MACHEN. DASS SIE DIESEN BERUFLICHEN WEG EINSCHLAGEN WOLLTE, WAR LAURA BASS FRÜH KLAR.

MARCUS BEUTER


Zum Zeitpunkt des Interviews ist Klangkünstler Marcus Beuter noch unterwegs in Asien. Ein Jahr lang hat er auf seiner durch die Kunststiftung NRW und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Reise Material für seine neue Klanginstallation „von hier aus…“ gesammelt.