Sex Sells

UNTER DIESEM MOTTO ZEIGT DIE BIELEFELDER FRIEDRICH-WILHELM MURNAUGESELLSCHAFT BEIM 34. FILM+MUSIKFEST FILME ÜBER DAS BEGEHREN, DIE LEIDENSCHAFT UND DIE SEHNSUCHT. WIE GEWOHNT MIT HOCHKARÄTIGER MUSIKALISCHER BEGLEITUNG – VOM STUMMFILMPIANISTEN BIS ZUM GROSSEN ORCHESTER.

Lubitsch: The Marriage Circle

Seit jeher erzählt das Kino vom Begehren, vom Glück der unerfüllten Erwartungen wie vom Unglück, das unweigerlich entsteht,
sobald sie erfüllt werden“, so Christiane Heuwinkel, Vorstandsmitglied der Murnau-Gesellschaft. „In magischen Bildern werden Liebe und Sex zur Zeichensprache. So zeigen die Wassertropfen an der Glasscheibe, die sich zu einem Fluss vereinigen, im Film ‚Erotikon‘ das, was die gesellschaftliche Konvention nie auszudrücken wagte …“ Kein Wunder, dass „Erotikon“ bei seiner Uraufführung 1929 einen Skandal auslöste, der zur Verstümmelung der Originalfassung führte. Erst viele Jahre später konnte das Werk wieder hergestellt werden und zeigt sich als „Hommage an den Augenblick, an die Liebe im Vorübergehen und doch auch an die Sehnsucht“, wie Filmkritiker, Filmkurator und Stummfilmpianist Daniel Kothenschulte unterstreicht, der die Aufführung musikalisch begleiten wird.

Eröffnet wird das Festival aber zuvor mit dem „Tagebuch einer Verlorenen“. Das Sozialdrama von Georg Wilhelm Pabst wurde ebenfalls einer rigiden Zensur unterzogen. Der Film entblößt die Scheinheiligkeit und Perfidie des Bürgertums, eröffnet der tragischen Heldin aber auch eine neue Perspektive und lässt sie am Ende in einem leidenschaftlichen Plädoyer ihre Stimme gegen Verlogenheit und Heuchelei erheben. Das Deutsche Filminstitut und die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung übernahmen die komplette Rekonstruktion des Films und im Jahr 2013 ließ die Murnau Stiftung die Restaurierung hochauflösend digitalisieren. So kann nicht nur der betörend-hypnotische Blick von Hauptdarstellerin Louise Brooks, die, verführt und entehrt, in einem Bordell landet, seine ganze Wirkung entfalten.

Wie komisch das Motto „Sex sells“ interpretiert werden kann, beweist dagegen das Double Feature mit Buster Keaton. Der ist in seiner Musterrolle des jungen, ungeschickten Mannes zu sehen, dem das Leben nur Knüppel zwischen die Beine wirft, der jedoch sein Schicksal wendet – und am Ende immer das schönste Mädchen kriegt. Neben dem scheinbar unbewegten Mienenspiel ist Buster Keaton ein Genie der Flucht und Verfolgungsjagd. Die wohl eindrucksvollste zeigt „Seven Chances“, in dem Hunderte wutschnaubender, heiratswilliger Bräute in vollem Ornat den Heiratsschwindler Jimmie durch die Straßen von Los Angeles verfolgen, bis sie von einer von ihm unabsichtlich hervorgerufenen Geröll-Lawine gestoppt werden.

Die Angst vor der Macht der Erotik und des Wissens von Frauen, die in der Hexenjagd ihren Ausdruck findet, steht beim Halloween-Special „Häxan“ (Hexen) im Mittelpunkt, ehe es mit dem Lustspiel „ e Marriage Circle“ von Ernst Lubitsch weitergeht. Für amerikanische Verhältnisse ist das Werk ungewöhnlich frivol und demonstriert eine sonst nur im Slapstick-Film kultivierte Freude an unmoralischen Überschreitungen. Zum Abschluss steht ein Film des Bielefelder Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau auf dem Programm. In „City Girl“ verliebt sich eine junge Frau, die in einem Schnellrestaurant arbeitet, in einen jungen Bauern und zieht zu ihm aufs Land. Wie bei seinem mit drei Oscars ausgezeichneten ersten Hollywood-Film „Sunrise“ thematisiert Murnau den Stadt-Land Konflikt, nun jedoch mit größerer Strenge und visueller Härte. Besonderes Highlight: Neun Jahre nach ihrer umjubelten Uraufführung wird die eigens für den Film komponierte Musik von Bernd Wilden wieder unter seinem Dirigat mit den Bielefelder Philharmonikern aufgeführt – ein Herzenswunsch nicht nur des Orchesters.
www.murnaugesellschaft.de

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Raum für Kreativität


FÜR TIERE UND PFLANZEN GIBT ES BIOTOPE, IN DENEN SIE IDEALE LEBENSBEDINGUNGEN VORFINDEN. DOCH WAS BRAUCHEN EIGENTLICH KÜNSTLER*INNEN, UM IHR POTENZIAL ENTFALTEN UND MIT ANDEREN TEILEN ZU KÖNNEN? EINE GANZ KONKRETE ANTWORT DARAUF LIEFERT DAS KULTURHAUS BIELEFELD E. V. IM EHEMALIGEN FH-GEBÄUDE AN DER WERNER-BOCK STRASSE.

Spektrum – JOSEF SCHULZ


So erhält die Architektur einen skulpturalen Charakter“, sagt Josef Schulz. Der erstaunliche Effekt zeigt sich, wenn selbst Bielefelderinnen das markante Sennestadthaus nicht auf Anhieb erkennen.

ROBIN DAVIS


Ein roter Faden für seine erste Spielzeit in Bielefeld hat sich regelrecht aufgedrängt: Es wird eine Saison der Jubiläen. Dass sein Einstand als Generalmusikdirektor der Bielefelder Philharmoniker ausgerechnet mit dem 125. Geburtstag des Orchesters zusammenfällt, freut ihn ganz besonders.

LAURA BASS


KULTUR NICHT NUR SELBST KONSUMIEREN, SONDERN AUCH FÜR ANDERE MENSCHEN ERLEBBAR MACHEN. DASS SIE DIESEN BERUFLICHEN WEG EINSCHLAGEN WOLLTE, WAR LAURA BASS FRÜH KLAR.